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Halbtagesfahrt Schloss Burgund Müngstener Brücke
Schloss Burg an der Wupper und Müngstener Brücke – für ihre Juni-Halbtagesfahrt haben die Ratinger Jonges zwei besonders attraktive Ziele in der Umgebung kombiniert. Während die einen sich vor der Führung noch mit Marschverpflegung in der Bergischen Zwieback-Manufaktur neben dem Schloss eindeckten, genossen die anderen vom Aussichtspunkt den Blick ins Tal und der tief unten liegenden Wupper. Leider war wegen starker Böen die Seilbahn nicht in Betrieb.
Auf Grund der vielen Teilnehmer wurden für die Führung zwei Gruppen gebildet. Und die erste Frage, mit der sie begrüßt wurden lautete: „Schloss oder Burg?“ Die Antwort: beides – dem jeweiligen Zweck entsprechend. Die Burg diente der Verteidigung und, nachdem durch neue Kriegstechnik mit Kanonen die Burgen zur Verteidigung nutzlos werden, das Schloss den Herrschenden zu Repräsentationszwecken, wobei häufig Schlösser aus mittelalterlichen Burganlagen hervorgingen oder darauf aufbauten.
Als Verteidigungsanlage wurde die Burg ab 1130 als Burg Neuenberge durch Graf Adolf II. von Berg (von dem das Bergische Land seinen Namen hat) als neuer Stammsitz der Familie errichtet. Damals bestand die Burg wohl zuerst nur aus dem Bergfried – dem Hauptturm mit Wohnraum und Verließ – und einigen Wirtschaftsgebäuden, wobei die Mauern des Bergfrieds eine Dicke von vier Metern aufweisen. Da braucht sich der Dicke Turm der Jonges nicht hinter zu verstecken, der zwar deutlich kleiner und niedriger als der Bergfried ist, aber drei Meter dicke Mauern hat und auch ein Verließ besaß.
Im Laufe der weiteren Geschichte folgten dann viele Herrscher über die Grafschaft, wobei aber besonders Graf Engelbert II. (1185-1225), Erzbischof von Köln und Reichsverweser des Heiligen Römischen Reiches (dessen Reiterstatue vor dem Tor zur Burg steht), besondere Erwähnung bei der Führung fand: Er hatte nicht nur die Burg zu Repräsentationszwecken zur großen Hofburg mit Rittersaal, Burgkapelle, doppelte Mauern, Türme und Tore ausgebaut, sondern fand auch ein „gar grausiges Ende“, als er auf Veranlassung seines Vetters Friedrich von Isenburg in einem Hinterhalt ermordet wurde. Anschließend wurde sein Leib geöffnet und seine Innereien im Altenberger Dom aufbewahrt, wo sie heute noch in einem Kästchen ruhen. Die Knochen wurden durch Kochen vom Fleisch gelöst und später in einem Schrein im Kölner Dom beerdigt (in der Schatzkammer zu besichtigen). Aber auch seinem Vetter Friedrich von Isenberg erging es nicht besser: Er wurde später in Köln gerädert, obwohl er vorher noch beim Papst um angebliche erfolgreiche Vergebung für seine Tat gebeten hatte. Aber selbst Buße schützte schon damals nicht vor Strafe.
Neben den gruseligen Geschichten gab es noch genügend Gutes aus den folgenden Jahrhunderten im Bergischen Land zu berichten, etwa dass Ratingen im Jahre 1276 vom Graf Adolf V. die Stadtrechte verliehen bekam. Die Jonges wiesen nicht ohne Stolz darauf hin, dass Düsseldorf (damals „Dusseldorp“) diese erst nach der Schlacht von Worringen zwölf Jahre später (1288) erhielt – weshalb die Straßenbahnlinie zwischen Ratingen und Düsseldorf wohl bis zu ihrer Umbenennung in den letzten Jahren die Kennung „12“ bekam, vielleicht um die Düsseldorfer immer an diese Tatsache zu erinnern.
Erzählt wurde aber auch, dass Schloss Burg, so wie wir es heute kennen, erst gerade mal 100 Jahre alt ist, da die Anlage ab 1870 sukzessive wieder aufgebaut wurde. Im Dreißigjährigen Krieg war sie weitestgehend zerstört und danach dem Verfall preisgegeben worden und diente nur noch als Steinbruch. Die Gebäude konnte man nach alten Zeichnungen wieder rekonstruieren. Die Einrichtungen und großflächigen Wandgemälden entstammten jedoch dem damalige Zeitgeschmack aus den Zeiten des Wiederaufbaus, der bis 1919 dauerte.
Während unserer gut einstündigen Führung besichtigten die Ratinger den großen Rittersaal und die Kemenate, beide mit großflächigen Wandmalereien aus der Geschichte derer von Berg ausgestattet, die Ahnengalerie mit dem Stammbaum der Grafen und Herzöge von Jülich, Kleve und Berg; von Adam und Eva bis zu Kaiser Wilhelm II. und warfen einen kurzen Blick in die Kapelle. In der kleinen Ausstellung erfuhren die Jonges zum Schluss auch noch etwas über das leidvolle Leben eines Ritters, seiner harten Ausbildung in jungen Jahren und dem mühsamen Leben anschließend bis hin zum Tragen der bis zu 30 Kilogramm schweren Rüstung im Kampf und bei Turnieren.
Mit dem Bus ging es dann weiter zum nächsten Ziel: die Müngstener Brücke und das fast darunter liegende Café Haus Müngsten. Dort wartete auf viele Teilnehmer die vorab bestellte typische Bergische Kaffeetafel bestehend aus Waffeln, Sahne, Milchreis, Kirschen, Brotkorb, Wurst- und Käseplatte sowie natürlich Kaffee und Tee. Leider blieb zum Abschluss der Halbtagesfahrt keine Zeit mehr für einen Spaziergang entlang der Wupper oder für ein Übersetzen mit der Schwebefähre per Muskelkraft zum anderen Ufer. Dafür hörten sie aber beim Rückweg zum Bus deutlich das Rumpeln der Bahn bei der Fahrt über Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke.
Um auf der Rückfahrt nicht im Autobahnstau zu stehen, lotsten die Jonges den Busfahrer durch die Ausläufer des schönen Bergischen Lands bis nach Ratingen und konnten dabei an den Feldrändern endlich auch mal wieder den leuchtend roten Klatschmohn bewundern.
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