Archiv - Archiv 2018
Ev. Stadtkirche - Geschichte und Geschichten
Rund 30 stadt- und kirchengeschichtlich interessierte Jonges und ihre Frauen hatten sich in der evangelischen Stadtkirche an der Lintorfer Straße eingefunden, um mehr über das Bauwerk und die Geschichte der „Evangelisch-Gesinnten“ im einst urkatholischen Ratingen zu erfahren.
Als ausgewiesener Experte in Sachen Kirchen- und Reformationsgeschichte erwies sich dabei Jong und Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann, der in seinem Vortrag Geschichte und Geschichten lebendig und anschaulich verknüpfte.
So erfuhren die Jonges, dass die Stadtkirche eines der ältesten reformierten Kirchengebäude im Rheinland ist. Im Jahre 1565 gingen die ersten Angehörigen des Kirchspiels Ratingen nach Kettwig und Homberg, um dort die Kommunion in beiderlei Gestalt zu empfangen. Seit diesem Datum sind „Evangelisch-Gesinnte“ in Ratingen nachgewiesen.
Der Grundstein für die Kirche wurde am 20. März 1668 auf einem Hinterhofgrundstück an der Lintorfer Straße gelegt. Das Baugrundstück hatte der brandenburgische Rat Werner Lucas Blaspiell, der aus Ratingen stammte, der reformierten Gemeinde heimlich geschenkt. 1687 war die Kirche notdürftig fertiggestellt. Der heutige Turm wurde erst 1856 errichtet. 1817 erfolgte die Vereinigung der reformierten mit der lutherischen Kirchengemeinde.
Der Innenraum wird von einem Holztonnengewölbe abgeschlossen, das von freistehenden achtseitigen Pfeilern getragen wird. Dadurch entsteht der Eindruck einer dreischiffigen Anlage. Von der einstmals barocken Innenausstattung ist nichts mehr erhalten; sie wurde 1966 durch schlichte moderne Einrichtungsgegenstände ersetzt.
Eine kleine Kostbarkeit besitzt die Stadtkirche mit ihrer Orgel, die auf den berühmten Orgelbauer Thomas Weidtman zurückzuführen ist. Sie stammt ursprünglich aus dem Jahre 1736 und wurde nach einem Brand originalgetreu nach alten Unterlagen wiederhergestellt. Das Gehäuse ist mit aufwändigem Schnitzwerk verziert. Das Instrument verfügt über 25 Register, die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.
Die meisten Jonges haben viel Neues erfahren und waren erstaunt, welche kulturhistorische Besonderheit ihre Heimatstadt zu bieten hat.