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Ratinger Jong auf dem Jacobusweg nach Santiago de Compostela
Am vergangenen Donnerstag berichtete Horst Kranz im gut gefüllten Saal des Bürgerhauses von seiner Pilgerreise mit dem Fahrrad nach einem der bedeutendsten abendländischen Wallfahrtsorte der Christenheit.
Am 20. Mai 2005 fuhr der fast 70jährige Horst Kranz von Ratingen nach Santiago de Compostela.
Was hat Kranz bewogen, exakt 2.584 Km in 49 Etappen unter teilweise gewaltigen Anstrengungen zurückzulegen? Waren es die Motive, die Freude am Radfahren, sportlicher Ehrgeiz, die Natur- und Kulturerlebnisse, die Lust zu leiden oder ganz einfach die Suche nach Gott? Das wurde dem Zuhörer erst langsam verständlich. Es muss wohl alles zusammenpassen, um diese Reise zu bewältigen.
Dass die Vorbereitungen wenig mit einer Pauschalreise zu tun hatten, kann man sich wohl denken.
Dann ging es los. Kranz bestens präpariertes Fahrrad, versehen mit 43 Kilo Gepäck, musste letztendlich ca. 2.600 Km zurücklegen. Für einen nicht geübten Radfahrer eine Riesenstrecke.
Sieben Etappen benötigte Kranz bis zur französischen Grenze. Nach weiteren 26 Etappen durch ein landschaftlich wunderschönes Frankreich mit Schlössern, Burgen, Kapellen, Klöstern und Städten erreichte Kranz den eigentlichen Ausgangspunkt des Jacobusweges, Kloster Roncesvalles an der spanisch/ französischen Grenze.
Diese letzten ca. 880 km aber haben es in sich. Dabei darf man nicht vergessen, dass der wahre Pilgerweg für Fußgänger gedacht und gemacht ist und nicht für Pilger mit schwer bepackten Tourenrädern. Fahren, Schieben, jede Menge Schweiß (das Thermometer kann um diese Jahreszeit schon beachtliche 30 Grad erreichen), Zeltauf- und -abbauen waren die Begleiter der nächsten Etappen. Entschädigt aber wird der Pilger durch Sehenswürdigkeiten in den alten navarrischen Städten mit ihren romanisch-gotischen Kirchen, Klöstern und Häusern. Alleine Pamplona und Estella gehören zu den eindrucksvollsten Momenten des Jacobusweges.
Nach weiteren Etappen über Longrono, Burgos, Leon, Astorga, Penferrada, Villafranca del Bierzo, Samos, Sartia, und Portomarin mit Höhenunterschieden zwischen 600 und 1250 Metern durch eine zum Teil sehr karge Landschaft, kam Horst Kranz nach 49 Etappen und 2.584 Km in Santiago de Compostela an.
Wenn der Radpilger sich der Stadt des Apostels nähert, landet er auf der Plaza de Obradoiro vor der Kathedrale und ist am Ziel seiner Wünsche. Beim Betreten der Kathedrale des heiligen Jacobus, wird der Pilger für die Strapazen und Entbehrungen belohnt und fragt sich, ob er nun besonders stolz auf sich sein kann; nein stolz wohl kaum, aber um viele Eindrücke reicher, so Kranz.
Ein Stempel ins Pilgerbuch und eine Urkunde bezeugen dann die religiösen Gründe der Reise.
Horst Kranz gefragt, ob sich die Anstrengungen, das Erlebte und die Eindrücke für Ihn gelohnt hätten, antwortete: „ Ja, vor allen Dingen die Nähe zu Gott!“